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Emma

Pflege, aber anders – Mein FSJ auf der Suchtstation

Interview mit Emma

Emma, stell dich doch mal kurz vor: Wer bist du und wie bist du zum LWL nach Marsberg gekommen?

Hi! Ich bin Emma, 19 Jahre alt und habe letztes Jahr mein Abi gemacht. Dann hatte ich angefangen Biologie zu studieren, aber relativ schnell gemerkt, dass das irgendwie doch nicht so zu mir passt.

Für mich bedeutete das konkret: Raus aus dem Hörsaal. Rein ins Leben. Mein Ziel war es, erstmal ein bisschen in die Arbeitswelt reinzuschnuppern – am besten mit einer Arbeit, die für mich einen Sinn ergibt. Über die Website karriere.lwl-marsberg.de bin ich auf das Freiwillige Soziale Jahr in der Pflege aufmerksam geworden.

Der Bereich Suchtmedizin hat mein Interesse geweckt. Suchterkrankungen sind sehr komplex. Psychische, biologische und soziale Faktoren sowie auch die genetische Veranlagung können dabei eine Rolle spielen. Jede Suchtbiografie ist individuell und hinter jedem Schicksal steht schließlich ein Mensch.

Was sind deine Tätigkeiten im FSJ und was gefällt dir daran?

Ich bin auf der Station 06/7 – das ist eine Station für den qualifizierten Entzug von Drogen wie Heroin, Opiaten oder Kokain. Psychiatrische Pflege unterscheidet sich dabei grundlegend von der klassischen Pflege, wie wir sie aus Krankenhäusern oder Altenheimen kennen.

Die Teams auf den Stationen haben mich immer unterstützt. Du wirst nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern erhältst beim LWL in Marsberg eine gute Einarbeitung. Das sind zumindest meine Erfahrungen. Insgesamt sind die Aufgaben sehr vielfältig. Viele verschiedene Berufsgruppen arbeiten in multiprofessionellen Teams zusammen. Das macht echt Spaß und ich habe viele Berufsfelder kennengelernt.

In der psychiatrischen Pflege sind zum Beispiel Gespräche ein wichtiger Baustein der Behandlung. Wir führen regelmäßig Pflegegespräche mit den Patient:innen, sprechen über ihr aktuelles Befinden, über Probleme und Ziele. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass mir genau das richtig gut liegt. Ich mag es, zuzuhören, da zu sein und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Das Freiwillige Soziale Jahr mit den ganzen praktischen Erfahrungen auf Station hat mein generelles Interesse an Psychologie noch weiter gesteigert – ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, später in diese Richtung zu gehen.

Wie läuft dein FSJ ab?

Also ich bin hauptsächlich fest auf der Station 06/7 eingesetzt, aber hatte auch schon ein paar Einsätze auf anderen Stationen – zum Beispiel auf der 26/1. Das ist eine geschützt geführte Station für ältere Patient:innen ab 60 mit psychischen Erkrankungen wie Psychosen oder Demenz. Das war nochmal ein Einblick in ganz andere Bereiche.

Der Einsatz auf verschiedenen Stationen ist sehr lehrreich. Im LWL-Klinikum Marsberg gibt es Stationen für sämtliche psychiatrische Störungsbilder. Von der Suchtmedizin, über die Gerontopsychiatrie bis hin zur allgemeinen Psychiatrie und Psychotherapie. Die psychiatrische Pflege ist auf jeder Station unterschiedlich. Insgesamt habe ich mich in allen Teams sehr wohlgefühlt. Ich habe sehr viel Wertschätzung erfahren.  

Das klingt spannend! Hattest du auch schon mal eine schwierige Situation – und wie bist du damit umgegangen?

Ja sowas kam schon einmal vor. Einmal hat ein Patient mir ziemlich deutlich gesagt, dass er nicht möchte, dass ich bei der Gruppentherapie dabei bin – mit der Begründung, ich sei ja „nur die Praktikantin“. Oder ein anderer meinte zu mir, dass er sich von mir nichts sagen lasse. Das war im ersten Moment nicht schön. Generell ist es einfach wichtig, solche Situationen nicht persönlich zu nehmen. Hinterher habe ich beide Begebenheiten durch eine klare Kommunikation mit den Betroffenen geklärt.

Ich glaube, wenn man stets respektvoll bleibt, sich nicht einschüchtern lässt und ehrlich auf Augenhöhe kommuniziert, kann man einige Probleme lösen. Und genau das ist auch so wichtig in diesem Berufsfeld: Kommunikation ist das A und O.

Wem würdest du das FSJ im LWL-Klinikum Marsberg empfehlen?

Generell allen jungen Menschen, die sich nach der Schule orientieren möchten. Im FSJ lernt man viele unterschiedliche Berufsgruppen kennen und erhält einen realistischen Einblick in den Berufsalltag. Auf der Basis von diesen Eindrücken kann man sich dann später für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden. Vor meinen FSJ habe ich zum Beispiel gar nicht gewusst, dass es in Marsberg eine LWL-Pflegeschule gibt und man die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann auch mit einem dualen Studium und dem Bachelor of Science in „Therapie- und Pflegewissenschaften“ verbinden kann.

Deine 3 Tipps für Bewerber:innen?

Sei offen und empathisch

Sei selbstbewusst

… und hab Spaß an der Arbeit im Team!