Dabei bin ich von sehr engagierten Assistenzärztinnen und ärzten, Pflegekräften und Psycholog:innen zu Visiten, Patient:innengesprächen, Gruppentherapien und Besprechungen mitgenommen worden. Oft gab es auch die Möglichkeit die Initiative zu ergreifen und selbst aktiv zu werden, z.B. Anamnesegespräche zu führen, die körperliche Untersuchung zu üben oder Gruppen zu leiten.
Die Psychiatrie bietet sich dabei sehr gut an, um Gesprächsführung zu lernen und Patient:innen mit ihren Motiven und Verhaltensweisen besser zu verstehen, was man schlussendlich in jeder Fachrichtung gebrauchen kann. Dafür lohnt es sich, auch in kleinen Gesprächen oft mit Patient:innen in Kontakt zu treten und mehr über ihre Lebens- und Krankheitsgeschichte zu erfahren.

Viele Einblicke

Ich fand es sehr hilfreich, möglichst viele verschiedene Eindrücke zu sammeln und so z.B. die Unterschiede zwischen geschützten und offenen Stationen (Regeln, Therapieprogramm, Krankheitsbilder…) kennen zu lernen. Dazu gehören z.B. auch die Gruppenangebote, die von Pflege und Sozialdienst übernommen werden und andere Angebote wie Ergo-, Bewegungs- oder tiergestützte Therapie.

Teamwork mit Polizei & Justiz

Eine besondere Erfahrung war die Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz z.B. in einigen Fällen, in denen Patient:innen auf Grundlage des Psychisch-Kranken-Gesetzes in die Psychiatrie eingewiesen wurden. Nachts am Rufdienst teilzunehmen und dabei als Famulantin nicht die Verantwortung zu tragen, war sehr spannend und hat definitiv Sorgen vor den zukünftigen Nachtschichten abgebaut.

Integrierter Maßregelvollzug

Wichtig zu wissen ist, dass das LWL-Therapiezentrum eine eigene Einrichtung ist und ihr euch explizit dafür bewerben müsst, wenn ihr dort Einblicke in die Forensik erhalten wollt.
Innerhalb der LWL-Klinik könnt ihr bei Interesse an diesem Berufsbild auf einer Station für integrierten Maßregelvollzug famulieren und z.B. an Behandlungsplanungskonferenzen, Gesprächspsychotherapie und präventiven Angeboten teilnehmen. Neben der allgemeinen Erwachsenenpsychiatrie gibt es zudem zwei gerontopsychiatrische Stationen, Suchtstationen sowie die Tagesklinik und Ambulanz.

Freie Unterkunft

Die Klinik bietet eine Bibliothek (schwere Bücher und Kittel im Koffer könnt ihr euch sparen :-), kostenloses Mittagessen, eine freie Unterkunft und 600 € Gehalt (das allerdings zuerst einmal versteuert wird), außerdem habt ihr ausgesprochen zuvorkommende und hilfsbereite Ansprechpersonen in der Personalabteilung!

Tolle Umgebung

Wenn euch in der freien Zeit langweilig wird, könnt ihr in der Umgebung viel wandern (im September findet jährlich ein Wandermarathon statt) und Outdoor-Sport ausprobieren, in Marsberg gibt es außerdem z.B. ein Tanzstudio, Schwimmbad, Fitnessstudio und eine Kegelbahn. Die nächsten größeren Städte (z.B. Paderborn) sind mit ÖPNV eher für einen Tagestrip geeignet, Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Marsberg aber genug.

Definitiv die richtige Entscheidung

Insgesamt habe ich mich in den 30 Tagen hier sehr wohlgefühlt, was besonders an der freundlichen und kommunikativen Atmosphäre innerhalb des Teams und mit den Patient:innen lag. Für eine Famulatur hier würde ich mich definitiv wieder entscheiden!